
Welche Strafe droht in Österreich bei Raub?
Raub ist in Österreich ein sehr häufig begangenes Delikt und ist den Tätern die sehr hohe Strafandrohung nicht bewusst. Im Folgenden wird das Delikt Raub genau erklärt sowie welche Strafe droht.
Was ist ein Raub gemäß § 142 StGB:
Raub unterscheidet sich von Diebstahl durch die Anwendung oder Androhung von Gewalt. Laut § 142 des österreichischen Strafgesetzbuchs (StGB) gilt:
Definition von Raub: Wer unter Gewaltanwendung oder durch Drohung mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben einer anderen Person eine fremde bewegliche Sache wegnimmt oder abnötigt, um sich oder einen Dritten unrechtmäßig zu bereichern, begeht Raub. Die Strafe reicht von einem bis zu zehn Jahren Freiheitsentzug.
Welche Gewalt ist für einen Raub erforderlich?
Beim Raub reicht jede physische Einwirkung auf den Körper des Opfers aus, die geeignet ist, dessen Widerstand zu brechen oder unmöglich zu machen (Ris – Justiz, RS0093886). Dabei muss das Opfer nicht verletzt werden – bereits das bloße Anfassen kann genügen. Zudem ist es irrelevant, ob das Opfer sich wehrt oder nicht (Ris – Justiz, RS0094021).
Die Drohung mit gegenwärtiger Gefahr für Leib und Leben:
Ein Raub kann auch durch eine ernstzunehmende Drohung erfolgen. Die Drohung muss eine akute Gefahr für Leib oder Leben des Opfers darstellen. Nach der Rechtsprechung liegt eine Drohung vor, wenn der Täter eine ernsthafte körperliche Gefahr ankündigt, die unmittelbar umgesetzt werden soll. Dies kann sowohl verbal als auch durch eindeutige Gesten geschehen (z. B. eine „Halsabschneide-Geste“ Ris – Justiz, RS0094153).
Beispiel: Der Täter sagt: „Gib mir dein Handy, oder ich verprügle dich!“
Wann wurde eine Sache mit dem Vorsatz weggenommen oder abgenötigt sich unrechtmäßig zu bereichern?
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Wegnahme: Der Täter entreißt dem Opfer die Sache, nimmt sie an sich und bricht damit dessen Gewahrsam.
- Abnötigung: Das Opfer wird durch Drohung oder Gewalt zur Herausgabe gezwungen.
Der Täter handelt unrechtmäßig, wenn er keinen rechtlichen Anspruch auf die Sache hat. Wer sich einer fremden Sache bemächtigt, um sich oder einen Dritten zu bereichern, begeht Raub.
Kein Raub liegt vor, wenn:
- Der Täter glaubt, die Sache gehöre ihm (zB. wenn jemand sein gestohlenes Fahrrad zurückerlangt).
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Der Täter die Sache nicht behalten, sondern sofort zurückgeben will (zb jemand reist dem anderen das Handy aus der Hand, damit er keine Fotos mehr machen kann, gibt es aber gleich zurück).
Wann liegt ein minderschwerer Raub vor?
Liegt keine erhebliche Gewaltanwendung vor und betrifft der Raub eine Sache geringen Werts (unter 100 Euro), wird der Täter milder bestraft: Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis fünf Jahren.
Beispiel: Eine Ohrfeige reicht für erhebliche Gewalt nicht aus.
Schwerer Raub nach § 143 StGB:
Ein Raub ist besonders schwer, wenn:
- er von Mitgliedern einer kriminellen Vereinigung begangen wird,
- eine Waffe oder ein anderes gefährliches Werkzeug eingesetzt wird,
- das Opfer schwer verletzt oder getötet wird.
Drohende Freiheitstrafen:
- 1 bis 15 Jahre, wenn eine Waffe verwendet wurde, oder als Mitglied einer kriminellen Vereinigung begangen.
- 5 bis 15 Jahre, wenn das Opfer schwer verletzt wurde.
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10 bis 20 Jahre oder lebenslänglich, wenn das Opfer an den Folgen der Gewalt stirbt.
Unterschied zwischen Diebstahl, räuberischem Diebstahl und Raub?
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Diebstahl: Der Täter nimmt eine Sache ohne Gewalt oder Drohung an sich.
- Räuberischer Diebstahl: Der Diebstahl wird bemerkt und der Täter wendet dann Gewalt oder Drohung an, um die Beute zu behalten.
- Raub: Der Täter verwendet von Anfang an Gewalt oder Drohung, um die Sache zu erlangen.
Beispiel:
- Ein Dieb entwendet heimlich eine Handtasche. (Diebstahl, max. 6 Monate Freiheitsstrafe)
- Das Opfer bemerkt den Diebstahl, stellt den Täter zur Rede und dieser greift es an, um die Tasche zu behalten. (Räuberischer Diebstahl, bis zu 5 Jahre Freiheitsstrafe)
- Der Täter bedroht das Opfer sofort mit Gewalt, um an die Tasche zu gelangen. (Raub, bis zu 10 Jahre Freiheitsstrafe)
Warum wird Raub so streng bestraft!
Da Raubopfer häufig traumatisiert sind, bestraft der Gesetzgeber Raub besonders streng. Verdächtige können schnell in Untersuchungshaft genommen werden – auch Jugendliche.
Doch nicht jede Tat erfüllt den Tatbestand des Raubes. In manchen Fällen liegt nur Diebstahl, Nötigung oder Körperverletzung vor, was zu einem deutlich geringeren Strafrahmen führt. Deshalb ist eine genaue rechtliche Prüfung erforderlich.
Fazit:
Die Unterscheidung zwischen Diebstahl, räuberischem Diebstahl und Raub ist oft schwierig. Daher sollten Sie sich sofort an einen erfahrenen Rechtsanwalt für Strafrecht in Wien wenden, wenn Ihnen Raub vorgeworfen wird.
Ich prüfe Ihren Fall detailliert und analysiere die Beweislage, um eventuelle Widersprüche in Zeugenaussagen aufzudecken, die Sie entlasten könnten. Eine gründliche Vorbereitung kann dazu beitragen, eine ungerechtfertigte Strafe zu verhindern oder zu mildern. Lassen Sie sich daher von einem erfahrenen Strafverteidiger beraten, um Ihre Rechte bestmöglich zu schützen!
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Dieser Artikel soll lediglich eine kurze Übersicht darstellen und ist ohne Gewähr. Sofern Sie weitere Fragen haben, können Sie mich gerne jederzeit während meinen Kanzleizeiten telefonisch kontaktieren.
Mag. Sascha Flatz, Ihr Rechtsanwalt für Strafsachen in 1010 Wien.
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